Willkommen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, Willkommen in den USA
Wenn man an Craft Bier denkt, kommen einem zuallererst die USA in den Sinn. Im Mekka des Craftbieres wurden 2021 9.247 Craft-Bier-Brauereien gezählt. Dazu gehören ca. 3.300 Brewpubs, 3.700 Taprooms und über 1.800 Mikrobrauereien. Die American Homebrewers Association schätzt außerdem die Zahl der Hausbrauer in den USA auf etwa eine Million.
Produziert werden in den USA 230 Mio. hL im Jahr (bei 312 Millionen Einwohnern), in Deutschland sind es 85 Mio. hL.
Die Marktanteile in Amerika sind folgendermaßen verteilt Anheuser-Busch (Sitz in Saint Louis) führt mit 47 % vor Miller-Coors (Sitz in Chicago) mit 34 %. Da sind schonmal 81 % vergeben. Die Craft Bier Brauereien Sierra Nevada und New Belgium liegen auf Platz 7 und 8. Am weitesten verbreitet sind die Lagerbiere von Budweiser und Busch, und das vor allem als Lightbier. Wobei z.B. das Bud 5,0 % und das Bud Light 4,2 % Alkohol hat.
Kurzer Einschub: das Budweiser aus den USA, kurz „Bud“, hat nichts mit dem bei uns sehr beliebten Budweiser aus unserem Nachbarland Tschechien zu tun. Der Streit um die Namensrechte gilt als einer der umfassendsten und langwierigsten überhaupt und beschäftigt seit über 100 Jahren einige Gerichte weltweit. In den USA und in Kanada besitzt Anheuser-Busch die Markenrechte für Budweiser. Das tschechische Budweiser wird dort als “Czechvar“ vertrieben. In Europa gilt das tschechische Budweiser als Budweiser, während das Bier von Anheuser-Busch als Bud angeboten wird.
Das amerikanische Budweiser wird übrigens nicht nur mit Malz, sondern auch mit Reis gebraut. Jetzt aber zurück zu wirklich spannenden Themen.
Woher kommt eigentlich der Trend zum Craft Bier?
Die USA hat, bedingt durch die vielen europäischen Einwanderer eine lebendige Bierszene. So gab es in den 1880ern schon über 2.000 Brauereien in den USA. Dann kam die Prohibition. 1919 wurde die Herstellung und der Verkauf von Alkohol verboten. Das Ganze hielt bis 1933 an. Das haben nur einige wenige Großbrauereien überlebt. Als 1978 das Heimbrauverbot aufgehoben wurde, gab es noch 89 Brauereien. Jetzt besannen sich viele Amerikaner auf die Bierkultur und alte Bierkreationen. So entstand die Craft Bier Szene. Mittlerweile ist sie ein Mekka der Extreme. Hier findet man alles, was es gibt und nicht gibt. Von einem Reinheitsgebot, wie bei uns zulande, hat hier noch niemand etwas gehört. Viel hilft viel – also wird alles ausprobiert und die verschiedensten Zutaten getestet.
Durch den Osten der USA
Wir sind endlich mit unserem Pajero unterwegs. An das Gefühl auf einem fremden Kontinent, 5.000 km Luftlinie von zuhause entfernt, mit dem eigenen Auto unterwegs zu sein, mussten wir uns erstmal gewöhnen. Unser Weg führt uns zunächst entlang der Ostküste der USA.
In New York gibt es die leckeren Biere der Brooklyn Brewery vom preisgekrönten und fast schon legendären Braumeister Garrett Oliver. Das Brooklyn Lager (American Amber Lager, 5,2 % Alkohol) hat 2018 auch die Goldmedaille beim World Beer Cup gewonnen – zurecht. Denn die schönen fruchtigen Noten nach Grapefruit passen perfekt zum leichten Toffee- bzw. Karamellaroma. Auch das East IPA kann sich sehen lassen und überzeugt auf ganzer Linie mit seinen 6,9 % Alkohol und einer ordentlichen Hopfennote mit schönen Zitrusaromen. Die knackigen 47 IBU sind ausgewogen und passen perfekt dazu.
Die IPAs im Osten der USA sind ausbalanciert in der Hopfengabe und werden von einer angenehmen Malzsüße begleitet, während die IPAs der Westküste eher trockener sind und der Fokus komplett auf Bitterkeit und den harzigen Aromen liegt.
Übrigens ist es in den USA verboten in der Öffentlichkeit Alkohol zu konsumieren. Deshalb gibt’s im Supermarkt direkt eine Papiertüte in passender Größe zur Bierflasche dazu. Ist das Bier darin eingepackt, darf man es trinken. Das macht doch Sinn.
Ein Bier, dass eher aussieht wie eine Flasche Jack Daniels, gibt’s von Hap and Harry´s. Hap Motlow, aus der legendären Familie Jack Daniel aus Lynchburg, Tennessee, sagte zu seinem Freund Harry Lipman: „Um großartigen Whisky zu machen, musst du großartiges Bier machen.“ Gesagt, getan. Hap & Harry’s Tennessee Beers ehren die Freundschaft, die diese beiden Männer vor über einem halben Jahrhundert geteilt haben, bis heute. Man trinkt hier auf tolle Freunde und tolles Bier!
Und weil das noch nicht genug ist zeugen etliche Bilder und Überbleibsel im Haus unserer Gastgeber davon, dass der Vater unserer Gastgeberin ein Mitgeschäftsführer der Falstaff Brauerei war, die 1903 in Saint Louis gegründet wurde. In den 1960er Jahren war Falstaff die drittgrößte Brauerei in Amerika mit mehreren Standorten im ganzen Land. Die Übernahme der Narragansett Brewing Company aus Rhode Island für 17 Mio Dollar im Jahr 1965 erwies sich als katastrophal, da die Landesregierung von Rhode Island ein Kartellverfahren gegen Falstaff einleitete. Der Oberste Gerichtshof entschied 1973 zwar zugunsten von Falstaff, aber das Unternehmen erholte sich davon nie. Es folgten Schließungen im ganzen Land, bis 1990 auch in der letzten Falstaff-Brauerei die Lichter aus gingen. Die Pabst Brewery erlangte die Markenrechte und vertrieb bis Mai 2005 noch Falstaff Bier. Danach wurde auch hier die Produktion aufgrund fehlender Nachfrage eingestellt.