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Craft Beer in Nova Scotia – unterschätzte Vielfalt in Kanada

8. Juli 2022
8. Juli 2022

Roadtrip durch eine ausgeprägte Craft Beer Szene

Nova Scotia, oder Neuschottland, ist ein relativ kleiner Bundesstaat an Kanadas Ostküste. Eigentlich wollten wir hier nicht lange verweilen, doch aufgrund der Verspätung des Schiffs mit unserem Auto darauf, hatten wir 2 Wochen Zeit für einen 2000 km langen Roadtrip durch die unterschätzte Landschaft, mit ihren tollen Küstenabschnitten und einer ausgeprägten Craft Beer Szene. Nova Scotia liegt an der Atlantikküste Kanadas mit der Hauptstadt Halifax. Hier sind wir gelandet, von hier aus sind wir zu unserem Roadtrip gestartet und hier kam auch unser Auto im Hafen an. Nova Scotia ist etwas kleiner als Bayern und hat insgesamt knapp 1 Million Einwohner, 1/3 davon leben in Halifax. Die Landschaft ist geprägt von wilden Küstenabschnitten und kleinen Fischerdörfern mit schönen bunten Holzhäusern, die, wie der Name schon sagt, an Schottland erinnern.

In Nova Scotia gibt es über 70 Kleinbrauereien.

Davon allein 15 in Halifax und 6 im angrenzenden Dartmouth. In jedem Restaurant und in jeder Bar gibt es eine große Auswahl lokaler Biere, sowohl vom Fass als auch aus der Dose – davon kann sich Deutschland noch eine gewaltige Scheibe abschneiden. Die amerikanischen Big Player wie Budweiser und Busch findet man nur selten auf der Karte.           

Nova Scotia Liquor Corporation

Bier und Wein gibt es übrigens, wie schon in Sri Lanka, nur in Liquor Stores, hier NSLC (Nova Scotia Liquor Corporation) und nicht in Supermärkten zu kaufen. Dafür haben sie hier riesige begehbare Kühlschränke, gefüllt mit allerlei lokalen und überregionalen Bierspezialitäten. Das Einzige was einen hier von einem prall gefüllten Einkaufswagen abhält ist der Preis. Eine Dose Craft Beer (0,33 L) geht bei 4,50 $ ohne Steuer los, 6 bis 7 $ sind keine Seltenheit. Mit der Steuer und dem aktuellen Umrechnungskurs kann man die Zahl gleich 1:1 als Euro betrachten. Selbst das „günstige“ amerikanische Busch kostet in der kleinen Dose schon 3 $.  Da fällt der Einkauf dann doch etwas kleiner aus. Das Bier wird übrigens in Papiertüten verpackt. Es schickt sich nicht mit Bierflaschen oder -dosen in der Öffentlichkeit herumzulaufen. Im Restaurant oder in der Kneipe kostet das Bier zwischen 8 und 12 $. Hier kommt dann aber noch das Trinkgeld dazu, dass mit mindestens 15 % zu Buche schlägt. Üblich sind eher 20 bis 30 %. Es wird also schnell richtig teuer. Dennoch haben wir es uns nicht nehmen lassen und einige regionale Biere gekostet.

Craft Brewers Association of Nova Scotia

Die Craft Beer Brauereien haben sich in der Craft Brewers Association of Nova Scotia zusammengeschlossen. Hier findet ein reger Austausch statt, gemeinsame Kollab-Brews und Bierevents werden organisiert. Auch ihr Werte werden hier festgeschrieben: Inklusion, Offenheit, Gemeinschaft sowie Qualität und Handwerkskunst. Was für eine super Sache! Kein Wunder, dass hier Biere entstehen, die geschmacklich auf top Niveau sind und weltweit Preise gewinnen. Mehr dazu gibt’s hier nachzulesen.

The Church Brewing & Co. in Wolfville

Unter den ganzen Brauereien mit ihren einzigartigen Geschichten möchte ich eine genauer vorstellen. The Church Brewing & Co. auf der Main Street in Wolfville. Da wir an einem Ostersonntag nicht einfach so an einer schönen Steinkirche vorbeilaufen konnten, schon gar nicht, wenn es sich auch noch um eine Brauerei handelt, statteten wir ihr einen Besuch ab.

Die ursprüngliche Kirche (eine Presbyterian Church) wurde noch vor 1840 erbaut. 2017 ging die Kirche an die Eigentümer der Brauerei über. Zwei Brüder waren ausschlaggebend für den Start der Brauerei. Mittlerweile findet in der Brauerei mit angeschlossener Gastronomie ein 4-Gerät Sudwerk für 35 hL und eine 5 hL Experimentier-Anlage Platz. In einer tollen und einzigartigen Atmosphäre lassen sich hier 10 verschiedene Fassbiere testen, die auch perfekt mit den angebotenen Speisen gepaart werden können. Auch ein Beer Flight, ein Tasting-Trail mit 4 verschiedenen Sorten, wird hier angeboten, um möglichst viele der Biere kosten zu können.

    Im Shop nebenan kann man das Erlebnis gleich noch mit nach Hause nehmen. Megan, die Storemanagerin zeigt uns alles und erklärt, dass man das Curch Bier in ganz Nova Scotia in den NSLCs kaufen kann. Das auffällige Design, das an schöne bunte Kirchenfenster erinnert, fällt in jedem Falle sofort ins Auge.     Wie unser Lohrmanns hat auch bei Church Brew jede Sorte eine eigene Farbe. Besonders angetan war ich vom Amber Lager „Herat of Gold“. Mit 5,5 % Alkohol, einer karamellbraunen Farbe und einem nussig-malzigen Geschmack ist es ein perfektes Bier für etwas kältere Tage.   Eine weitere recht große lokale Brauerei ist Alexander Keiths. Sie wurde 1820 in Halifax von einem schottischen Immigranten gegründet und gehört mittlerweile zu ABInbev. In Halifax gibt es eine richtige Brau-Erlebniswelt von Alexander Keiths, aber die hatte leider zu, als wir sie anschauen wollten. Wir waren wirklich erstaunt von den vielen kleinen Brauereien in den Dörfern, so eine lebendige Craft Beer Szene hätten wir hier überhaupt nicht erwartet. Und was alles dahintersteckt, mit der Vereinigung der Craft Beer Brauer, macht alles noch faszinierender und interessanter. Von Nova Scotia können wir  noch viel lernen. Selbst in der kleinsten Dorfkneipe gibt’s das Bier von nebenan – und nicht vom Großkonzern. So sollte es doch sein.